„Trauma ist vielleicht die am meisten gemiedene, ignorierte, verharmloste, verleugnete, missverstandene und unbehandelte Ursache menschlichen Leidens.“ Peter Levine
Zuallererst möchte ich sagen, dass ich keine Psychotherapeutin bzw. Traumatherapeutin bin. Ich möchte dir interessante Experten und ihre Quellen/Bücher vorstellen, die mir auf meinem Weg geholfen haben und auch hilfreich für dich sein können.
Das Thema “Bindungstrauma” und “Nervensystemregulierung” ist mir schon öfter begegnet, vor allem auf Instagram. Ich fühlte mich von dem Thema schon länger angesprochen, aber habe es (wahrscheinlich aus Selbstschutz) länger weggeschoben. Ich musste erst an den Abgrund in einer toxischen Beziehung geraten, damit ich mich wirklich intensiv damit auseinandersetze. In diesem Blogeintrag geht es um Anzeichen einer toxischen Beziehung, und wie man sich daraus befreit.
Was ist Trauma?
Das Wort “Trauma” kommt aus dem Griechischen und bedeutet “Wunde”. (https://www.dwds.de/wb/Trauma).
Hier zitiere ich aus dem Buch “The Myth of Normal” von Gabor Maté, einem sehr bekannten Traumatherapeuten: „Wie ich das Wort ‚Trauma‘ verwende, bezeichnet es eine innere Verletzung – eine anhaltende Zerreißung oder Spaltung im Selbst, verursacht durch schwierige oder schmerzhafte Erlebnisse. Nach dieser Definition ist Trauma in erster Linie das, was im Inneren eines Menschen als Folge dieser belastenden oder schmerzhaften Ereignisse geschieht – es sind nicht die Ereignisse selbst. Trauma ist nicht das, was dir passiert, sondern das, was in dir geschieht.“
Außerdem habe ich irgendwo gelesen, dass nicht der Schmerz an sich traumatisch ist, sondern mit diesem Schmerz alleine gelassen worden zu sein. Aber das betrifft denke ich vor allem das Entwicklungstrauma, darauf gehe ich hier auch noch ein.
„Trauma ist eine seelische Verletzung, die sich in unserem Nervensystem, Geist und Körper festsetzt, lange über das ursprüngliche Ereignis hinaus anhält und jederzeit getriggert werden kann.“ (Gabor Maté, The myth of normal, S. 20)
Traumatische Erlebnisse schneiden uns von uns selbst ab und damit auch von unserer Umwelt und deshalb fällt es so schwer, im jetzigen Moment zu leben. Vor allem der Punkt, dass traumatische Ereignisse jederzeit getriggert werden können, finde ich interessant, denn wie oft reagieren wir überhaupt nicht aus einem erwachsenen und regulierten Zustand heraus, sondern eher “wie ein verletztes Kind”. Ich habe das bei mir auch oft wahrgenommen gegenüber meinem Partner, dass mich etwas verletzt hat, obwohl dieser Schmerz gar nicht von ihm aus ging, sondern eine unverarbeitete Wunde in mir berührt hat, die gefühlt werden wollte.
Schocktrauma und Entwicklungstrauma
Es ist wichtig, zwischen Schocktrauma und Entwicklungstrauma zu unterscheiden.
Schocktrauma ist ein einmaliges oder kurzzeitiges überwältigendes Erlebnis wie z.B. ein Verkehrsunfall oder eine Naturkatastrophe.
Entwicklungstrauma bzw. Bindungstrauma bedeutet, dass wiederholte überwältigende Erlebnisse in der Kindheit erfahren werden. Diese Form von Trauma lässt sich oft in der deutschen Gesellschaft feststellen. Ein Beispiel dafür ist, dass während der Zeit des Nationalsozialismus Kinder streng und gefühlskalt, also ohne eine gesunde Bindung erzogen wurden. Während des Nationalsozialismus empfiehlt die Ärztin Johanna Haarer in ihrem Buch “Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind” das Baby schreien zu lassen, denn “zu viel Zärtlichkeit würde nur Haustyrannen hervorbringen”. (Quelle: https://www.geo.de/wissen/weltgeschichte/die-schwarze-paedagogik-und-johanna-haarer-34554082.html, abgerufen am 30.8.25).
Da sich ein Baby nicht selbst regulieren kann, ist es in absoluter Gefahr, wenn seine Schreie nicht gehört werden. Da die Überlebensreaktionen “kämpfen” und “fliehen” nicht zur Verfügung stehen, kann das Nervensystem nur in einen Shutdown fallen. Das Kind ist zwar ruhig, aber nicht beruhigt, sondern eingefroren und abgespalten von sich selbst. So entstehen die späteren Traumafolgen und ganze Generationen haben diese weitergeben.
Empfehlungen
Ich bin ein großer Fan von Gabor Maté, kanadischer Arzt und Experte für Trauma, weil ich seinen Wissensschatz gepaart aus eigenen traumatischen Erfahrungen und wissenschaftlicher Expertise sehr schätze. Die Videos auf Youtube von ihm sind natürlich auf Englisch, aber falls du dich für das Thema Trauma interessierst und lieber dazu etwas auf Deutsch hören und lesen möchtest, empfehle ich dir die Kanäle von Dami Charf und Verena König.
Verena König hat auch zwei Bücher geschrieben, die ich beide habe. Das Buch “Bin ich traumatisiert?” erklärt sehr verständlich die Ursachen und Wirkungsweisen von Trauma. Und das Buch “Trauma und Beziehungen” stellt sehr schön dar, wie sich traumatische Erfahrungen und eigene Bindungsmuster auf unsere Beziehungen auswirken.
Schreibe gerne in den Kommentaren, falls du andere Trauma-Experten im deutschsprachigen Raum kennst :).
Interessante Therapieansätze
Die weit verbreitesten Therapiemethoden sind Somatic Experiencing (von Peter Levine) zur Behandlung von Schocktrauma und die NARM Methode von Laurence Heller zur Behandlung von Entwicklungstrauma. Kurze Erfahrungen habe ich auch mit der EMDR Methode, die effektiv ist bei der Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen. Aber es gibt natürlich auch noch andere Methoden, wie z.B. die Gestalttherapie. Wichtig ist bei der Traumatherapie, dass die Prozesse “top-down”, also kognitive Prozesse (Gedanken) und “bottom-up” Prozesse, also Empfindungen im Körper gleichermaßen integriert werden.
Schreib mir gerne, welche Erfahrungen du mit diesen Therapieansätzen oder ähnlichen gemacht hast.



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